Sprache ist ein Geschenk

Language from the Heart

Artikel: (Fremd-)Sprachen lernen oder erwerben?


In diesem Artikel möchte ich mit euch meine Erfahrungen teilen, die ich über die Jahre im Bereich des (Fremd-)Sprachen-Lernens- und Lehrens gemacht habe  (04.2021)



Bis zu dem Zeitpunkt, als wir unseren Sohn aus der staatlichen Schule nahmen, hatte ich noch in meinem damaligen Beruf als Lehrerin u.a. für Englisch an einer Hamburger Grundschule gearbeitet. Den Englischunterricht für die „Kleinen“ konnte ich mit vielen Liedern, Reimen und lustigen Geschichten gestalten und es mußte fast nichts aufgeschrieben werden, so gut wie alles konnte mündlich angeboten werden. Nach dem Prinzip der „Immersion“ - dem „Bad in einer Sprache“.


Als unser Sohn in der 6. (und seiner letzten) Klasse auf dem Gymnasium war, mußte er dort alle Zeiten, die parallel bereits in der 5. Klasse eingeführt worden waren, anwenden. Meine Beobachtung war damals, dass sehr viele Schüler und Schülerinnen dadurch so verwirrt waren, dass sie z.B. nicht wußten, wann sie nun „simple past“, „past perfect“, „present progressive“ oder „simple present“ anwenden mußten und geschweige denn, wie man die unterschiedlichen Zeiten überhaupt bildet. Auch Leander erging es so und er verlor, wie so viele andere, die Lust an der Sprache.


Unsere Muttersprache „erlernen“ wir auch nicht über die Anwendung von korrekten Zeiten und Grammatik-Regeln, sondern wir „erwerben“ sie in unserer Umgebung, und zwar durch ihre sinnhafte Anwendung in einem Zusammenhang. Auch ist aus meiner Erfahrung das defizitorientierte „Verbessern“ und das „Bewerten“ für das Lernen einer neuen Sprache für die meisten Menschen völlig kontra-produktiv.


Erst durch das selbstbestimmte, „freie“ sich Bilden und das Verknüpfen von für unseren Sohn interessanten und sinnvollen Inhalten, kehrte das Beschäftigen mit der englischen Sprache wieder zurück - aber eben anders:

Er brachte und bringt sich die englische Sprache z.B. durch das Hören der „Harry Potter Bände“, gelesen von Jim Dale, sowie durch das Schauen von Filmen und von Videos, die er für seine Projekte braucht, nun selbst bei. Er sieht Begriffe nach, die er nicht kennt, oder fragt uns. Das „Wissen-Wollen“ und die Neugierde kehrten zurück! Heute sagt er dazu: „Dabei lernt man etwas und es ist nicht langweilig.“


Für die Vorbereitung auf die Teilnahme an der „NASA Rover Challenge“ in 2019, zu der er 4 Wochen in die USA reisen konnte, haben wir es möglich gemacht einen jungen Englischlehrer, der in Italien lebte, für das Sprechen und Grammatik online zu engagieren. Da sich die beiden sympathisch waren, klappte es mit dem freien Sprechen immer besser und die damals, während der Schulzeit entstandenen Redehemmungen, verschwanden in der Eins-zu-Eins-Situation.


Heute ist es für unseren Sohn wichtig nicht viel nachdenken zu müssen, wenn er etwas sagen will, sondern einfach drauflos reden zu können und verstanden zu werden. Auch ist es ihm wichtig ohne Akzent sprechen zu können.



Für mich war es damals etwas anders: Als Schülerin der 5. und 6. Klassen liebte ich Grammatikübungen! Allerdings wurden damals zu meiner Schulzeit alle grammatikalischen Zeiten und Regeln noch sehr klar strukturiert und in zeitlich deutlichen Abständen beigebracht. Dadurch fiel es mir leicht und machte mir Freude die Strukturen und Regeln zu durchschauen und anzuwenden. Auch wenn ich ebenfalls in der Schulzeit starke Redehemmungen aufgebaut hatte, entstand bereits damals in mir der Wunsch, mein Fremdsprachen-Wissen weiter geben zu wollen und Sprachen zu lehren. „Richtig“ Englisch gelernt habe ich dann allerdings auch erst sehr viel später, nämlich während meiner Studienzeit in Leicester, England.



Seit einem halben Jahr, leben wir nun als Familie in Italien auf einem alten Hof mit Blick über die grüne Hügellandschaft der Marken. Und lernen hier Italienisch. Wir lernen mit unterhaltsamen Videos und von den Menschen um uns herum. Verstanden zu werden, uns mitteilen zu können und das Lernen im Umfeld, was man wirklich braucht, ist hier gerade das Wichtigste. Für mich ist es ein Vertiefen der italienischen Sprache, da ich schon früher Italienisch gelernt hatte. Für Leander und meinen Mann Thomas, hat es gerade Priorität die wichtigsten Sätze zu wissen, zu verstehen und auf Fragen reagieren zu können.


Da unser Sohn hier zur Zeit viele Projekte macht, ist er mehrere Male in der Woche in unserem kleinen „Baumarkt“ im Ort und lernt dort von den Angestellten die Worte für seine Tätigkeiten, die Materialen und die Werkzeuge, die er für seine Arbeiten braucht. Das, was für ihn selbst wichtig ist, ist „sinn-voll“ und wird dann auch behalten und im Gehirn abgespeichert.


Beim Erlernen einer Sprache, wenn man nicht im entsprechenden Land ist, ist es natürlich etwas anders. Eine Fremdsprache kann man aber auch hier sehr gut über das sogenannte „informelle Lernen“ erwerben. Das geht über die Themen, die jeden individuell interessieren, oder die in der Umgebung, z.B. für ein Spiel, wichtig sind. Die Grammatik kommt dann meist aus dem Gefühl heraus von ganz allein dazu, oder eine grammatikalische Regel wird kurz im Kontext erklärt, oder wird sogar oft aus eigenem Interesse nachgeschaut. Diese Erfahrung habe ich mit Leander und auch mit vielen anderen (jungen) Menschen gemacht. Nach meiner Erfahrung ist dieser Weg auch am Besten für Freilernende aber auch für `Homeschooler`, die zur Zeit von ihrer Schule keine Anleitung oder Unterstützung bekommen, geeignet, um eine Fremdsprache nachhaltig und mit Freude anwenden zu können.





Wenn du Lust hast mit mir Englisch online vor der wunderschönen Kulisse der Marken zu lernen, melde dich sehr gerne.

I am looking foreward to meeting you 😀




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Casa Cor Meum

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